Mitgliederversammlung : Grüne fordern „Schulen der Zukunft“. Deutliche Worte zur Rathausaffäre.

  • Veröffentlicht am: 13. Juni 2018 - 14:21

Mitgliederversammlung am 12. juni 2018

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Bild: Pixabay CC0 public domain

Auf ihrer Mitgliederversammlung am 12. Juni 2018 zur „Schulpolitik in der Landeshauptstadt“ übten die GRÜNEN deutliche Kritik an der Stadtverwaltung, die derzeit ein achtzehntes Gymnasium plant. In ihrem inhaltlichen Vorstoß sieht die Partei auch einen bewussten Kontrast zu den aktuellen Personalquerelen im Rathaus, die auf der Versammlung ebenfalls Thema wurden.

In seinen Leitantrag fordert der Vorstand, die Landeshauptstadt müsse aktiv dafür Verantwortung übernehmen, in Hannover „pädagogisch zukunftsweisende Schulen“ zu errichten. „Solche Schulen stärken die Neugier und Lernfreude der Kinder […], sie kommen ohne Sitzenbleiben und zwangsweise Abschulung aus“, heißt es dort weiter. Diese Pädagogik werde bereits heute an vielen integrierten Gesamtschulen gelebt.

Gisela Witte, Vorsitzende des Stadtverbands, begründete den Antrag: „Es ist heute zu wenig, ein weiteres Gymnasium ‚von der Stange‘ zu bauen, nur weil die Zahl der Gymnasialanmeldungen hoch ist.“ Pro Jahr würden rund 150 Schüler*innen zwangsweise von Gymnasien abgeschult - also an eine andere Schulform versetzt. Allein im Jahr 2017 seien 132 Schüler*innen nach der fünften Gymnasialklasse sitzen geblieben. Da relativiere sich die hohe Nachfrage recht schnell. Witte: „Für die Kinder sind das einschneidende Erfahrungen des Scheiterns, die oft den ganzen Lebensweg negativ beeinflussen. Wir brauchen mehr Schulen, die Kinder mit unterschiedlichen Voraussetzungen dabei helfen, ihr Potenzial bestmöglich zu entwickeln.“

Als kurzfristige Maßnahme wollen die GRÜNEN zusätzliche Gesamtschulplätze dort einrichten, wo bestehende Gesamtschulen besonders stark angewählt werden - etwa an der IGS List, wo 2018 von 246 angemeldeten Schüler*innen nur 110 aufgenommen werden konnten. Mittelfristig soll eine stadtweite Elternbefragung die bisherige Schulentwicklungsplanung ergänzen und den „Elternwillen unabhängig vom bereits bestehenden Schulangebot“ sichtbar machen. Die bloßen Anmeldezahlen hätten sich bereits in der Vergangenheit als sehr unzuverlässige Kennzahl für die Nachfrage nach Schulformen erwiesen. Bei Bau und Einrichtung solle in Zukunft das jeweilige pädagogische Profil der Schule statt eines standardisierten Raumkonzeptes leitend sein.

Deutliche Forderungen formulierten die grünen Mitglieder in der anschließenden Aussprache zu der aktuellen Rathausaffäre: „Im Interesse der Stadtgesellschaft und unsere Mitglieder drängen wir auf rasche und umfassende Aufklärung der Geschehnisse. Darüber hinaus arbeiten wir gemeinsam mit unseren Partner*innen im Ampelbündnis darauf hin, die Arbeitsfähigkeit der Verwaltungsspitze sicherzustellen. Für unsere Mitglieder steht fest, dass Stefan Schostok seine Amtsgeschäfte vorübergehend ruhen lassen sollte, um einen sauberen Ablauf des aktuellen Verfahrens durch die Staatsanwaltschaft zu gewährleisten“, so Richard Heise, Vorsitzender des Stadtverbands. Für den Oberbürgermeister könnten keine anderen Maßstäbe gelten als für Harald Härke und Dr. Frank Herbert. „Es geht uns nicht um Vorverurteilung, sondern um Aufklärung und die Arbeitsfähigkeit der Stadtverwaltung“, so Heise weiter, selbstverständlich gelte für alle drei die Unschuldsvermutung.